Ballistik   --> -Waffenkunde- -Schussverletzungen- -Projektile-

Definition: [griechisch]Lehre von der Bewegung geschleuderter oder geschossener Körper, besonders aus Schusswaffen; die äußere Ballistik untersucht die Abhängigkeit der Flugbahn des Geschosses von den darauf einwirkenden Kräften und die Gestaltung der ballistischen Kurve durch diese Einflüsse. Die innere Ballistik beschäftigt sich mit dem Verhalten der Geschosse in den Schusswaffen. (www.wissen.de)

Waffen unterscheidet man in:

1. Kurzläufige Waffen (gezogener Lauf)=Faustfeuerwaffen (eigenhändiges Schießen):

a) Pistoleà Repetier- oder Selbstladepistole,

Patronen im Griff,

Hülsenauswurf;

verschossen werden Mantelgeschosse vom Kaliber 5,6=Kleinkaliber; 6,35; 7,65 oder 9mm bzw. .22; .25; .30; .38 Zoll

 www.polizei-nrw.de

b) Revolverà Patronen in drehbarer Trommel

verschossen werden Bleigeschosse, z.B. Kaliber .38 spezial)

 www.howstuffworks.com

2. Langläufige Waffen für beidhändiges Schießen:

a) Büchsen: gezogener Lauf, z.B. Jagdgewehre zum Verschuss von Teilmantelgeschossen

 

 

 

  www.zimmermann-waffen-ohg.de

 

b) Flinten: glatter Lauf mit Würgebohrung für Schrotschuss

 www.darksociety.com

c) Militärgewehre

d) Flobertgewehre

e) Luftgewehre, deren Geschosse (mit Ausnahmen von Kindern) nicht ins Körperinnere eindringen können

3. Bolzenschussapparate=Viehtötungsgeräte (keine Waffe im Sinne des Bundeswaffengesetzes)

4. Bolzensetzapparte (im Baugewerbe für Nägel und Bolzen zum Einschuss in Beton)

5. Druckluftnagelgeräte (zum Einschuss von Nägeln und Klammern in Holz)

6. Gas- und Schreckschusspistolen.

Statt des früheren. stark flammenden Schwarzpulvers wird heute als Treibladung rauch- und flammenarmes Nitropulver mit Sinoxid-Zündsatz verwendet, deren Verbrennungsrückstände sich beim Nahschuss auf das Ziel niederschlagen ("Schmauchspuren").

Im Gegensatz zu den Vollmantelgeschossen deformieren sich Bleigeschosse im Körper und können sich ebenso zerlegen wie die Teilmantelgeschosse, besonders wenn sie auf Knochen treffen. Pistolenschüsse führen je nach Munition und Organdichte im Schusskanal (Knochen, Muskeln, Haut) zu Steck- oder Durchschüssen. Gewehrgeschosse (falls die Entfernung nicht übermäßig groß ist) fast immer zu Durchschüssen; Kleinkaliber (KK) –Geschosse oft zu Steckschüssen.

Die Haut bietet einen hohen Widerstand: unabhängig von der Geschossenergie dringen Pistolengeschosse (kugeliger oder elliptischer Kopf) nur in sie ein, wenn die Geschwindigkeit von 50m/sec erreicht wird ("Schwellengeschwindigkeit").

Die Reichweite von Pistolengeschossen beträgt 1500 – 2000m. Die tödliche Schussentfernung liegt bei Pistolen noch bei 600 – 800m und bei KK- Geschossen bei ca. 300m.

Rechtsmediziner und Ballistiker versuchen den Tathergang zu rekonstruieren. Dazu sind hinzuzuziehen:

  • Schussverletzungen (Art, Anzahl)
  • Bluttropfen/-spritzer
  • Projektile, Kugeln
  • mögliche Tatwaffe (falls vorhanden)
  • Schmauchspuren

Schussverletzungen

1. Einschuss

a)Fernschuss:

  • kleiner als Ausschuss
  • zentraler Gewebsdefekt, der beim senkrechten Schuss rund, beim schrägen Schuss oval ausgezogen ist und nicht adaptierbare Wundränder aufweist
  • 1mm breiter Abstreifring, schwarz (=Schmutzring) um das Eintrittsloch
  • nach außen schließt sich ein 2-4mm breiter Schürfsaum an (wird innerhalb von 24 Stunden ledrig à Vetrocknungssaum)
  • mit unscharfem Übergang in die normale Haut schließt sich ganz außen ein schwach rötlicher "Konstitutionshof" an

b) Nahschuss:

Von einem Nahschuss spricht man dann, wenn Nahschusszeichen feststellbar sind. Je nach Untersuchungsmethode kann das bis zu 1- 2m (oder mehr) der Fall sein. Bei kurzläufigen Waffen ist Schmauch mit bloßem Auge nur bis zu einer Entfernung sichtbar, die der zweifachen Lauflänge entspricht. Sichere Nahschusszeichen sind:

  • der Schmauchhof (rußig-schwarzgrauer "Fleck" um das Einschussloch)
  • unverbrannte Pulverrückstände
  • Stanzmarke der Waffenmündung auf der Haut
  • durch den hohen Anteil an CO im Einschuss aus nächster Entfernung ist dort CO-Hb nachweisbar

I) der absolute Nahschuss

entsteht bei aufgesetzter Waffe und zeichnet sich insbesondere bei dicht unter der Haut liegendem Knochen durch eine sternförmige Hautaufplatzung, Stanzmarke und eine Unterminimierung der Haut durch aus dem Waffenlauf austretende Pulvergase evtl. mit Schmauchhöhlenbildung aus. Der CO-Hb Test fällt positiv aus. Schmauchhof fehlt oft.

II) weiterer relativer Nahschuss

Hierbei zeigen sich nur noch Pulvereinsprengungen, da verbrannte und unverbrannte Pulverteilchen eine größere Reichweite als der leihte Schmauch besitzen. Wird zur Verschleierung eines Verbrechens durch Tücher oder Brot geshossen, fehlen Nahschusszeichen, aber auch der Abstreifring!

Als unsichere Nahschusszeichen können auf die Waffe zurückgespritzte Gewebeteilchen von Blut, Haut und Haaren gelten.

2. Ausschuss

  • in der Regel größer als der Einschuss
  • besitzt fetzige unregelmäßige Ränder, wobei die Wundränder meist adaptierbar sind (kein Gewebsverlust)
  • bei matten Geschossen kann die schlitzförmige Gestalt der Ausrtittswunde leicht mit einer Stichverletzung verwechselt werden
  • kann Schürfsaum zeigen
  • oft auch Konstitutionsring vorhanden

à Bestimmung der Schussentfernung

Die Beschmauchung eines Ziels gestattet eine Bestimmung der Schussentfernung bis zu 1-2m, wobei die Befunde von Vergleichsschüssen aus verschiedenen Entfernungen auf ein Ziel mit gleicher Munition und Waffe zum Vergleich dienen. Bei langläufigen Waffen treten die Pulvergase mehr gebündelt und kegelförmig, bei Pistolen und Revolvern jedoch mehr spindelförmig aus dem Lauf, was zu konzentrischen Schmauchwellen um das Ziel führt. Bei dem morphologischen Verfahren werden Dichte und Verteilung von Schmauch und Pulvereinsprengungen optisch zum Vergleichsschuss ausgewertet (Infrarotphotografie). Schmauch ist jedoch maximal nur bis zu einer Schussentfernung von 50cm sichtbar. Mit der Spektrographie und Röntgenfluoreszenzanalyse kann die Dichte der einzelnen Schmauchelemente in konzentrischen Ringen und Sektoren oder genormten Flächen um das Schussloch noch bis zu einer Entfernung von über 2m bestimmt werden. Ferner werden die Atom-Apsorptions-Spektrometrie (AAS) und die Rasterelektronenmikroskopie eingesetzt.

Da bei Faustfeuerwaffen Pulvergase aus dem Patronenschloss die Schusshand des Schützen beschmauchen, kann durch diese Untersuchungen auch der Täter oder der Selbstmörder identifiziert werden (indirekte Schussentfernungsbestimmung). Zum Sichtbarmachen von nicht sichtbaren Schmauchspuren werden Daumen und Zeigefinger beider Hände mit in destilliertem Wasser oder 10%iger Salzsäure, Weinsäure, Aceton oder Essigsäure getauchter Watte abgerieben, die Watte verascht und im Rückstand die Konzentration der Schmauchelemente bestimmt.

Bei Schrotschüssen gelingt eine Schussentfernungsbestimmung durch Auszählung der Schrotkorndichte noch bis in den Bereich von 10-30m.

Durchschossene Kleidung muss so asserviert werden, dass Schmauch und Pulvereinsprengungen weder aus dem lockeren Gewebe abfallen, noch beim Zusammenlegen andere Kleiderflächen kontaminieren können. Zur Fixierung werden die Schussgebiete (auch die Haut) mit Haarspray eingesprüht oder mit Folie versehen.

Rekonstruktion

Bestimmung der Schussrichtung und des Schusswinkels:

..Abbildung..

  • beim Durchschuss wird die Höhe von Ein- und Ausschuss über der Fusssohle (natürlich bei gerader Körperhaltung) gemessen
  • beim Steckschuss der Einschuss und die Endlage des Geschosses
  • der Schusswinkel zur Horizontalen kann aus der Länge des Kanals und seiner Projektion auf die Horizontale und Senkrechte berechnet oder nach maßstabsgetreuer Aufzeichnung abgemessen werden

à die Schussrichtung ergibt sich aus dem Ein- und Ausschuss, der trichterförmigen Knochenaussprengung, sowie der stets in Schussrichtung liegenden Knochensplitter.

Bei der Rekonstruktion muss die Körperhaltung des Opfers bei Schussabgabe berücksichtigt werden.

Suizid, Unfall oder Mord?

Selbstmord?

Bevorzugt werden die Herzregion, beim Rechtshänder die rechte und beim Linkshänder die linke Schläfe gewählt. Schüsse in den Mund sind seltener. Die oft aufgesetzte Waffe eine Stanzmarke und in aller Regel deutliche Naschusszeichen. An der Hand sind Schmauchspuren nachweisbar. Läßt sich aus den Verletzungen sofortige Handlungsunfähigkeit ablesen, muss die Waffe im Bereich des Toten liegen, nicht aber in seiner Hand (durch sofortige Muskelstarre fällt sie aus der Hand). Manchmal wurde ein Abschiedsbrief geschrieben.

Beim Suizid mit einem Gewehr muss die Situation nachgestellt und neben den Körper- und Waffenmaße die Armlänge ausgemessen werden.

Unfall?

Die Abgrenzung zwischen Selbstmord und Unfall ist oft nicht einfach. Hier müssen die gesamten äußeren Umstände, die wirtschaftliche und psychologische Situation des Toten, seine Gepflogenheiten beim Umgang mit einer Waffe und seine generelle Waffenkenntnis mit einbezogen werden. Der Tod Hemingways zeigt, dass eine befriedigende Klärung nicht immer möglich ist.

Mord?

Für einen Mord sprechen verstreut liegende Einschüsse in verschieden für Suizid untypischen Regionen, sowie Fernschüsse (=Schüsse ohne Nahschusszeichen) und eine in der Hand liegende Waffe (Versuch, Selbstmord vorzutäuschen).

 

Gefundene Projektile

Projektile sind die von Feuerwaffen abgefeuerten Objekte.

Den Durchmesser des Projektils bezeichnet man auch als Kaliber. In der Anfangszeit der Feuerwaffen wurden Eisen-, Blei- und steinerne Kugeln verschossen. Heutige Projektile bestehen entweder aus Stahl, Blei abgereichertem Uran, Wolfram. Auch die heutige Form der Projektile hat nicht mehr viel mit den damaligen Kugeln gemein. Ein modernes Projektil besitzt meist eine zylindrische Form mit spitz zulaufendem Frontteil. Ausnahmen bestätigen hier die Regel, da zum Beispiel Hohlspitzmunition, welche beim Aufprall in möglichst viele Einzelteile zerfallen oder aufpilzen soll, meist aus einem Projektil mit abgeflachter Spitze besteht.

Findet man in der Leiche oder am Tatort Projektile, können Ballistiker eine Aussage machen, um welche Mordwaffe es sich handelt.

Findet sich beim Steckschuss als Projektil ein Bleigeschoss, so stammt es bei entsprechendem Kaliber meist aus einem Revolver; ist es ein Mantelgeschoss, stammt es in der Regel aus einer Pistole.

Wird eine Kugel abgeschossen, erhält sie durch die Oberflächenstruktur des Laufs der Waffe spezifische Rillen und Furchen. So kann man eine mögliche Mordwaffe identifizieren, indem man die gefundenen Projektile mit den Testkugeln vergleicht. Dazu werden Kugeln aus der möglichen Tatwaffe in ein Wasserbecken geschossen. Ein Blick durch ein Vergleichsmikroskop liefert Klarheit: Weisen zwei Projektile identische Spuren auf, stammen sie aus ein und demselben Waffenlauf. Dennoch ist dies für die Ballistiker eine knifflige Aufgabe. Gerade wenn ein Projektil verformt ist, sind Strukturen oft nur schwer auszumachen.

Außerdem geben die "Laufseelen" Aufschluss auf die Waffe. Seit dem 16. Jahrhundert fertigen Büchsenhersteller Waffen mit "gezogenen Läufen". In jeden Lauf kerben sie spiralförmige Rillen, auch Laufseelen genannt. Eine Kugel schraubt sich deshalb beim Schuss mehr aus dem Lauf als schlicht herauszufliegen. Das ist ein Vorteil: Sie rotiert um die eigene Achse und stabilisiert dadurch ihre Flugbahn. Die Folge: Die Treffsicherheit erhöht sich. Gleichzeitig fräsen die Rillen ein deutliches Muster auf jede Kugel - Muster, die von Waffe zu Waffe variieren. Sie fungieren wie eine persönliche Signatur einer Waffe und helfen nicht zuletzt den Ballistikern bei der Aufklärung eines Verbrechens.

Eine Registriernummer auf der Waffe, lässt den Besitzer ermitteln. Außerdem kann spezielle Munition den Täter weiter einkreisen (z.B. Munition des Militärs)

 

Quellen: Forster, Ropohl: Rechtsmedizin, 5.Auflage

www.prosieben.de/weltderwunder

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